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Holunder tut Wunder!

Holunderblüten - Spreewaldkraut
Holunderblüten

Es begab sich aber im Verlauf der Zwölf Nächte, dass sich Frau Holle rüstete, wie immer in diesen erregenden Zeiten der Jahreswende, das Menschenland zu befahren. So kam sie auch über eine verschneite Heide. Da war es Weihnachten im ganzen Land. Und sie horchte auf den Gesang der Bienen im hohlen Baum, auf den Atem der Tiere, die unter der Schneedecke schliefen oder in warmen Höhlen und Kuppeln der Heimat. Sie lauschte auf die Stimme der Steine und auf den strömenden Saft unter der Borke von Busch und Baum. Aller erstorbenen Blumen Frühlingshoffnung lag ihr im Ohr. Es stand aber einsam aud der verschneiten Heide ein kahler, starkiger Strauch. Seine Zweige knackten zum Erbarmen im Rauhfrost der Weihnacht. Frau Holle lieh auch seiner Klage Gehör und fragte den Busch: “Was barmst du so?”

Da wehte es aus den brakigen Zweigen her: “O große Mutter! All deinen Kindern hast du einen Nutzen und Sinn in den Keim gelegt. Die Menschen brauchen die Nuss von der Hasel, die Rute der Weide, und selbst den struppigen Ginster binden sie winters geröstet in ihre Besen. Dem Flachs hast du gute Fasern gegeben und allen Blumen Schönheit zur Augenweide. Nur mir hast du weder Glanz noch Nutzen verliehen. Und selbst die ärmsten Menschenkinder verschmähen mein mürbes Holz für den Hausbrand.”

Die Klage rührte der Weißen Frau an das Herz, und sie lächelte: “Gut denn, weil du den Menschen so gern hold bist, so will ich dir selber den Namen geben, Hollerbusch sollst du von Stund an heißen in ihrem Mund. Dazu verleihe ich dir eine edle Kraft, die dich wert macht vor allem Gebüsch.” Und sie schenkte dem Busch die Heilkraft der Rinde, der schneeigen Blüten und füllte ihm seine tausend Beeren mit blutroter Arznei.

Bei schlimmen Tagen, als Not und Krankheit die Menschen heimsuchten in ihren Häusern, erkannten sie bald die heilenden Säfte des Holderstrauch. Da holten sie den verschmähten Busch in ihre Gärten, an ihre Höfe, und alsbald war kein Backofen mehr in den Dörfern zu finden, in dessen Schutz nicht der Hollerbusch grünte und blühte zur Augenweide mit seinem Segen. Die Bresthaften tranken und wurden gesund vom Trunk seiner Säfte. Und ihre Kinder spielten im Duft ihrer schattigen Blütenteller die liebsten Reigen.

Denn sie ahnten es wohl, er war ja Frau Holles erstes Weihnachtsgabe an alle Menschen. Und bald ging von Mund zu Mund der weise Spruch:

“Holunder tut Wunder”

Karl Paetow, Aus Frau Holle – Märchen und Sagen

Holunderbeeren
Holunderbeeren

Baum des Lebens und Baum des Todes…

  • Bei den Kelten verkörperte der Holunder die Unsterblichkeit des Lebens, im Winter stirbt der Baum – im Frühjahr erwacht er wieder zum Leben. Im druidischen Baumkalender war der Holler der 13., und somit letzte Baum des Jahres. Er schließt das Jahr ab und steht für Tod und Wiedergeburt.
  • Einige germanische Stämme bestatteten ihre Toten nahe ihrer Häuser unter einem Holunderstrauch. Sie verehrten den Holunder und opferten ihm Brot, Milch und Bier.
  • Holda (Holla oder in Grimms Märchen Frau Holle) die germanische Erd- und Himmelsgöttin, beeinflusste die Jahreszeiten und das Wetter. Sie bot Pflanzen, Tieren und Menschen Schutz und hatte einen Lieblingsbaum, den Holunder. Da Holda als Hausgöttin verehrt wurde, war es nicht unüblich, einen Holunderstrauch vor das Gehöft zu pflanzen und Opfergaben unter den Busch zu legen, den Holda konnte Menschen von Krankheiten heilen, wie der Holunder selbst.
  • Freya, die germanische Göttin der Liebe soll ebenfalls eine besondere Beziehung zum Holunder besitzen, sie soll darin sogar wohnen.
  • Der Holunder diente dem Schutz, vor bösen Geistern, Krankheiten und Blitzschlag
Holunder im Winter

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